EineWeltpartei201703
Lieber Ulrich, 
es kann schon sein, dass sich eine mit Liebesschwüren garnierte Kritik bei vielen Menschen, dir und mir leichter tut, um konstruktiver zu scheinen, weniger schmerzlich zu sein, aber der Schmerz vieler Menschen ist oft bloß daraus, nicht genügend Freude an Meinungsverschiedenheit und Korrektur zu haben..
Zur Liebe gehört Frustrationstoleranz. Deshalb nimm meinen Hinweis mal bitte liebevoll mit Humor, dass wenn eine Programmatik auf den menschlichen Liebesbedarf und gar die Selbstliebe fokussiert, es dann eher für Eheberatung, Rudelsex und wohlige Stimmung in jederlei Verein taugt, während die Überlegungen einer "Eine-Welt-Partei" eher darauf zu richten wären, welcher Ordnung die Welt bedarf, um die weltpolitischen Verhältnisse eben auch in Fällen unzureichender Liebe bis hin zu rivalisierender Interessen und Rechtsbrüchen zu zivilisieren.
Wer sich diesem Problem nicht stellen mag, dem kommt alles andere als "Bewusstseinserweiterung" heraus, wie sie der Autor sich und seinen Mitstreitern verheißt. Mir klingt es nach Sekte und bedauerlich für die Klientel, denn dem erhofften Glück folgt der Kater, wenn auf der Flucht vor der Realität. 
Nun las ich den Programmentwurf allerdings nicht sehr weit - und vielleicht
schwingt er sich irgendwann zu lichteren Höhen, aber als es dann nach und trotz Atomwaffen hieß, "Die größte Bedrohung der Menschheit" sei "mangelnde Freiheit und Fähigkeit, sich als Kreator zu beträtigen, sich als bewusstseinsfähigen, denkenden und fühlenden Souverän der Geschichte zu begreifen und zu erkennen", konnte nur nur noch Kopfschütteln sein.
Dann also mein Tipp zur Recherche, was gemeinhin unter "homo sapiens" verstanden wird, worin sich
viele Menschen eher über- als unterschätzen. Wenngleich mitunter in religiöser Demut, aber auch die löst keine Probleme. 
 
Die Bedrohungen der Menschheit seitens der Menschheit sind aus Fähigkeiten,
für die es politisch-organisatorische Voraussetzungen braucht, damit weniger Unfug passiert, keine Atomwaffe explodiert usw. 
Wenn Eurer "Eine-Welt-Partei" hingegen "Die größte Bedrohung der Menschheit" scheint, dass der Mensch Glück und seine Talente verkenne, dann nennt Euch bitte um, z.B. "Glücks- und Talentschmiede Wiesbaden e.V.", aber versteht, dass
Euer Vereinsname für jeden kosmopolitisch engagierten Menschen eine Zumutung ist und
Beschädigung des Anliegens obendrein. 
Oder legt Eure Webseite brach und diskutiert zunächst mal ausgiebig/ergiebig mit Menschen, die in längerer Tradition weltrepublikanischer Überlegungen stehen, wenn Euch diese Thematik ernsthafter
interessiert.
Mit lieben Grüßen, 
Markus S. Rabanus
Friedensforschung.de,  Berlin, d. 09.03.2017  
Ulrich
Mathias antwortete: 
  Zitat
  
  Lieber Markus, 
  
  welchen Ulrich meinst Du - Ulrich Franz Nettig, der den Programmentwurf
  geschrieben hat, oder mich (ein Vorstandsmitglied der Eine-Welt-Partei)? Ich fühle
  mich jedenfalls von Deiner Kritik nicht wirklich getroffen, da mich die großen
  Weltföderalisten aus der Esperanto-Bewegung wie Edmond Privat oder Kep
  Enderby geprägt haben (die ganz ähnliche Schwerpunkte setzten wie Du) und
  ich selbst den neuerlichen Tendenzen in unserer Partei mit gemischten Gefühlen
  gegenüberstehe. 
  
  Bislang ist das neue Programm lediglich ein Entwurf unseres Kassenprüfers und
  Lüneburger Kommunalwahl-Kandidaten Ulrich Nettig. Die "Glücks- und
  Talentschmiede" müsste den Zusatz "Lüneburg" und nicht
  "Wiesbaden" tragen. Manchmal bekomme ich aber den Eindruck, dass
  einige Weltföderalisten recht herzlose Eigenbrötler sind - und dann freut es
  mich sehr, dass wir in unserer Partei derzeit vor allem wegen der schon 13 Lüneburger
  Mitglieder eine sehr nette Atmosphäre haben und weiter wachsen. 
  
  Nicht wenige Positionen in dem Programmentwurf erscheinen mir zu
  "links" oder zu "esoterisch". Doch ich mag unsere Partei
  und kann mir vorstellen, sie auch dann noch zu unterstützen, wenn sich diese
  Positionen - durch demokratische Entscheidung unserer Mitgliederversammlung -
  bei uns durchsetzen sollten. 
  
  Herzliche Grüße
  Ulrich
  
Ulrich Franz Nettig antwortete: 
  Zitat
  
  Der Lüneburger Ulrich Franz Nettig bin ich, Danke, daß so viel Interesse an
  unserem Diskussionsentwurf besteht. Schade, dass Menschen, die um den Frieden
  in sich selbst und den Frieden in der Welt aus tiefstem Herzen bemüht sind,
  sich nicht zusammen setzen wollen, um das "Wie"gemeinsam zu beraten.
  Etwas mehr Wahrheit entsteht in der hitzigen Diskussion, in der jeder seine
  Meinung zum Besten gibt. Lasst uns gemeinsam um den besten Weg ringen und die
  Diskussion weiter führen.
  
Ulrich Matthias antwortete:
  Zitat
  
  "Nicht von außen wird die Welt umgestaltet, sondern von innen",
  schrieb Tolstoi. Zu diesem weisen Zitat passen die Ausführungen von Ulrich
  (Nettig) sicher besser als diejenigen von Markus.
  
Und ich (Markus) dann schließlich: 
  Zitat
  
  Lieber @Ulrich Matthias, zunächst mal freut es mich, dass solch' Entwurf tatsächlich
  nur Entwurf ist und hoffentlich abgelehnt wird, denn er stellt im Vergleich
  zum älteren Programm ein Abgleiten ins Gruppentherapeutische, wobei es den
  Anschein hatte, dass die Gruppe schwieg, die es anging, denn Stellungnahme
  fand ich nur von Externen. 
  Also legt mal los mit Eurer Programm-Debatte ;-) 
  
  Zu Tolstoi: Ein toller Literat. Und sein Zitat, wenn im Kontext nichts anderes
  gesagt, so stimmt allemal "Die Welt wird ... von innen umgestaltet"
  insofern, dass es seitens der Menschheit geschieht, wenn ihr kein Asteroid auf
  die Mütze knallt, was sich wiederum weniger durch Gefühlsduselei, sondern
  allenfalls mit technischen Anstrengungen vermeiden ließe. 
  Ob Tolstoi hingegen ausdrücken wollte, dass es auf "den Frieden in uns
  selbst" (Ulrich Franz Nettig) ankomme, entscheidet darüber, ob loyal
  zitiert oder instrumentalisierend gegen den Sinn des Zitierten. 
  
  Nun warte ich mal ab, wie es sich bei Euch entwickelt. 
  
  LG (auch an Ulrich Franz Nettig)
 
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