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Mubarak Exil anbieten

BeitragVerfasst: Mo 31. Jan 2011, 10:54
von redaktion
Wem das Leben der Menschen lieb wäre, müsste dem ägyptischen Präsidenten unverzüglich Exil anbieten. Vier-Sterne-Hotel plus Vollpension, Pool und Sauna im Allgäu, damit er nicht länger seine todkranke Haut mittels Gewalt zu retten versucht. Und für zwanzig seiner wichtigsten Gefolgsleute gleich mit. Das wäre ein mutiger Schritt der Merkel-Regierung, aber ist so wenig zu erwarten, wie gegenüber Saddam Hussein, um zu versuchen, den verheerenden und verrohenden Krieg zu vermeiden. Das wäre CHRISTLICHE Politik, gleichwohl mit wenig Tradition.

Re: Mubarak Exil anbieten

BeitragVerfasst: Mi 2. Feb 2011, 13:39
von Gast
Ja klar, damit Ghadafi, Mugabe und alle anderen dieser despoten und sonstiger Stammesführer noch deutlicher als bisher wissen: Du kannst dein Zeug durchziehen, bis zum bitteren Ende und bis dahin, so hart und verbrecherisch du willst - diese deutschen Schafe zahlen dir den Ruhestand.

Beim Christlich im Parteinamen geht dir ganz schön der Hut hoch :D

Despoten-Exil als Ultima Ratio

BeitragVerfasst: Do 3. Feb 2011, 13:15
von redaktion
Gast hat geschrieben:Ja klar, damit Ghadafi, Mugabe ...

Von deiner Antipathie gegen Mubarak dürftest du wahrscheinlich selbst überrascht sein. So ergeht es vielen in diesen Tagen. Allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Und keiner davon sollte einen nicht unbedingt dümmer machen, denn es ist keineswegs neu, dass Despoten auf Exil spekulieren, wie sich auf Schweizer Konten zeigt. In der Schweiz steht eine Gesetzesreform an, die das ändern soll.

"Mubarak muss weg", fordern die Demonstranten. Es ist nachvollziehbar, dass welche ihn angeklagt oder hängen sehen wollen, aber es ist zu vermuten, dass den meisten Ägyptern die tunesische Lösung lieber, weil einfacher und unblutiger wäre, wenn mit dem Abgang ins Exil keine Mogelpackung kommt.

Exil für abgewirtschaftete Despoten ist kein Freibrief für weitere Verbrechen, sondern wahre Ultima Ratio für Situationen, in denen ansonsten weitere Verbrechen und Gewalteskalation drohen.
Extremisten und gewöhnliche Kriegstreiber plädieren typischerweise für die falsche Ultima Ratio = Gewalt, Krieg; und stets mit der Lüge verbunden, es sei alles zur Gewalt- bzw. Kriegsvermeidung diplomatisch getan, aber gescheitert.

Gast hat geschrieben:diese deutschen Schafe zahlen dir den Ruhestand

An deiner Wertschätzung für die Deutschen musst du noch arbeiten, aber auch an ökonomischen Erkenntnissen, denn ein Exil für Diktatoren ist allemal preiswerter als Krieg und die Ernährung von Millionen.

Gast hat geschrieben:Beim Christlich im Parteinamen geht dir ganz schön der Hut hoch :D

Du spekulierst über Hüte anstatt dich zu äußern, ob Exil-Angebote humanistisch und christlich wären. Politiker/Parteien müssen/können für ihre Namen und Programme in die Verantwortung genommen werden. Nur Schwindlern und Schwindlervereinen ist das unangehm. - Zum Problem religiöser Parteien demnächst mal wieder gesondert.

Re: Mubarak Exil anbieten

BeitragVerfasst: So 6. Feb 2011, 02:00
von Welehamm
So lustig wie ndas mal gedacht war, ist es ja leider nicht. Der Fraktionsvize Schockenhoff will vielleicht mal von der Hinterbank auf die Schlagzeile:
http://www.stern.de/news2/aktuell/unionsfraktionsvize-schockenhoff-fuer-mubarak-exil-in-deutschland-1651025.html
Meine Vorschlag: Beide nach Guantanamo?

Re: Mubarak Exil anbieten

BeitragVerfasst: So 6. Feb 2011, 17:51
von gandalf
mubarak würde ich auf keinen fall exil anbieten. interessant, dass grade die CDU ihn aufnehmen will - dabei haben die doch immer etwas gegen kriminelle ausländer.

anstatt mubarak sollte man lieber ein paar flüchtlinge aufnehmen, aber die schiebt man ja lieber ab.

Ergänzung des Exil-Angebots

BeitragVerfasst: Mo 7. Feb 2011, 14:53
von redaktion
Mich freut, dass es nun auch in CDU und FDP Exil-Überlegungen gibt. Schade, dass Westerwelle die Idee nicht offiziell aufgreift, sondern als "Spekulation" abtut. GRÜNE und SPD sollten aktiver sein.

>> Der www.Appell.de vom 31.1.2011 muss ergänzt werden: "Um Ägypten nicht zu bevormunden, müsste das Exil-Angebot für Mubarak auch von der Zustimmung der Opposition abhängig gemacht werden."



"Mubarak den Prozess machen" - kann keine deutsche Forderung sein, denn dazu haben unsere Regierungen zu freundschaftlich mit diesem Regime kollaboriert, müssten sich also selbst anklagen - einschließlich aller Touristen und sonstigen Bundesbürgern, denen die ungerechten Verhältnisse Ägyptens nicht minder gleichgültig waren als unseren Regierungen. Da nun niemand auf die Anklagebank möchte, sollte man solche Prozessforderungen allein den Ägyptern überlassen, sonst wäre es Fortsetzung von Doppelmoral.

Re: Mubarak Exil anbieten

BeitragVerfasst: Mo 7. Feb 2011, 22:01
von gandalf
@redaktion: hättest du es also auch in ordnung gefunden, wenn schweden oder finnland hitler nach 1945 aufgenommen hätte? oder wenn slobodan milosevic seinen lebensabend in aller ruhe in russland hätte verbringen können?

versteh mich nicht falsch, aber in solchen momenten denke ich mir immer, dass wir mal wieder so einen richtigen krieg brauchen, mit bomben, massenhaft toten und endlosem leid. nicht, weil ich krieg gut finden würde, ganz im gegenteil.
aber wenn ich mir die salondiskussionen im fernsehen ansehe oder auch deine these, dass wir uns ja selbst anklagen müssten, weil wir mubarak unterstützt haben, verstehe ich nicht, wie wir den respekt vor dem menschen verlieren konnten.
unter mubaraks befehl wurden vermutlich tausende verschleppt, ermordet und irgendwo verscharrt. wir in europa haben munter zugesehen und nichts gesagt. vielleicht wäre es ja richtig, wenn wir uns mit auf die anklagebank setzen würden und dem ägyptischen volk mitteilen würden, dass es uns leid tut, dass in unserem interesse diese verbrechen an ihm begangen wurden?
stattdessen wird seit gestern überall diskutiert, welche kosten dieser aufstand für die ägyptische wirtschaft hat, wie sehr die investoren sich zurückziehen und dass die forderungen ja gehört werden würden. dass noch immer demokraten und journalisten in ägypten verhaftet, gefoltert und verhört werden, ist uns wurscht, weil wir wieder wirtschaftsblind sind. sind es uns die 2 milliarden export nach ägypten wirklich wert, dass dort jedes jahr hunderte, tausende menschen gequält werden?
wir fordern eine faire haltung von hühnern in deutschland, aber sind nichtmal dazu bereit, für die rechte von menschen in einem anderen land einzutreten`?
deshalb denke ich, dass wir wieder mal einen krieg bräuchten: weil wir gar nicht mehr wissen, dass das wertvollste, was jeder mensch besitzt sein eigenes leben ist und dass man städte und ganze länder wirtschaftlich dem erdboden gleichmachen kann, dass dies aber noch lange nicht so schlimm ist, wie der tod von menschen.
alternativ wünsche ich unserer politischen führung, dass sie in einem arabischen land - vielleicht sogar ägypten - als araber leben muss. wäre herr westerwelle immernoch so zögerlich, wenn sein vater von der polizei todgefoltert worden wäre, wenn er jeden morgen früchte zum markt karren muss, um ein wenig geld zu verdienen für die familie und wenn er dort dann noch vom büttel mubaraks schikaniert werden würde?
vielleicht würde ihm dann ja ein licht aufgehen?

aber leider erwarte ich mir solche aufgehenden lichter nicht von unserer politischen elite, für die geld mehr wert ist, als menschenleben.
in anlehnung an die französische revolution wird man vielleicht später einmal sagen, dass die EU angst vor der ägyptischen revolution hatte, weil sie befürchtete, die eigenen bürger könnten ebenfalls zu denken anfangen.

deshalb kein asyl für mubarak. die franzosen durften ihren dämon damals enthaupten, also sollen die ägypter jetzt auch die gelegenheit haben, für gerechtigkeit zu sorgen. nicht mit der todesstrafe, aber mit lebenslanger haft in einem seiner eigenen folterkeller. dreimal am tag wird dann gelost, wer eine zigarette auf seinen fusssohlen ausdrücken darf oder wer waterboarding mit ihm spielen darf.
er würde lediglich ernten, was er 30 jahre lang gesät hat.

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