Geschlechtsgemeinsame Berufsbezeichnungen

"Falls mal ein Mann die Wahl gewinnen sollte, lasst ihn uns einfach trotzdem Bundeskanzlerin nennen. Das hat sich hierzulande kulturell einfach etabliert." (Via Katharina Nocun)

Genau. Vielleicht kapiert es sich dann leichter, dass die traditionelle Geschlechtsumwandlung von Frauen in vielen Berufsbezeichnungen eben doch nicht ganz so stimmig ist.

Elke Messer-Schillinger Beispiele?

Rechtsanwaltskammer

das ist eine Einrichtung, keine Berufsbezeichnung.

Eine Einrichtung, in der es jede Menge Rechtsanwältinnen gibt.
Dank Merkel, obgleich sie sich noch immer nicht zum Feminismus bekennen mag, wird die Domain Bundeskanzler.de immerhin zur Domain Bundeskanzlerin.de umgeleitet.
So soll es sein, denn zutreffend.

lenken Sie grad ab, weil Ihr geplanter Gag nicht funzt? Übrigens bestehe ich immer drauf, dass man mich mit meinem Titel in der männlichen Form anspricht, wenn mir jemand dumm kommt von wegen „Feminismus, pffft, alles Quatsch“. Der Titel lautet „Meister“ und Sie glauben gar nicht, wir ungeheuer unangenehm es Männern ist, zu mir Meister Messer-Schillinger zu sagen.

Doch, sowat kenne ich, denn ich bin einer Baufirma beteiligt.
Selbstverständlich = wenn es Ihrem Selbstverständnis genügt, können Sie sich "Meister" nennen lassen.
Aber woran liegt es?
- Im falschen Körper geboren?
- Oder stolz darauf, einen "Männertitel" erworben zu haben?
- Erscheint Ihnen der geschlechtlich zutreffendere Begriff "Meisterin" minderwertig?
- Ist es Ihnen unwichtig? Das wäre mir mit Ausnahme der 1. Alternative die sinnigste Antwort, denn was wem wichtig ist, sollen alle für sich entscheiden.

zwei Gründe. Der erste passt zu ihrer „Rechtsanwaltskammer“. Ich habe einen Meisterbrief, das steht da so drauf. Es ist eben kein Meisterinnenbrief. Zweitens ist historisch bedingt: Der Meister ist der mit dem Titel, die Meisterin seine Frau. Aber merken Sie was? Kaum wird‘s unangenehm, weil die Dame den Titel einfordert, kommt der Herr gleich mit „minderwertig“, „falscher Körper“. Sie wollten doch bei den ungegenderten Begriffen bleiben, aber wenns weh tut ändern Sie Ihre Meinung?

"Historisch bedingt" kann IHNEN ja genügen. Ich spreche es Ihnen nicht ab. Mir genügt es nicht.
In Begriffen ist Zeitgeist. Und wenn der sich zum Besseren wandelt, dann lässt sich das in den Begriffen nachvollziehen.

Manfred P. Gebhard Ich habe wenig Ahnung vom Bau, aber die Frau vom Arzt war früher die Frau Doktor und nicht Frau Doktorin.

Markus Sebastian Rabanus: "die Meisterin seine Frau" = antiquierter Blödsinn, wenn sie ohne entsprechende Ausbildung ist.
Interessehalber: Lässt sich Ihr Mann "Meister" nennen, wenn er bloß Ihr Gatte ist und ohne entsprechende Ausbildung?

@Manfred, meine nicht in allem bescheidene Mutter verwahrte sich gegen solche Adoptiv-Anrede ;-) Mit falschen Titeln zu schmücken, kann einfach nicht würdig sein, auch wenn es nett gemeint ist.

Manfred P. Gebhard Markus Sebastian Rabanus Das war eine Antwort auf Frau Elke Messer-Schillinger
Meisterin sei Frau vom Meister.

@Manfred, das happich jemerkt, wollt' es nur anmerken, weil es noch bis in die Siebziger so üblich war. - Lange nicht mehr gehört, was nicht bedeuten muss, dass es aus der Mode sei.


Manfred P. Gebhard Deshalb schrieb ich "früher".

Brigitte Henning Besonders gut in Deiner Antwort
""""""dass die traditionelle Geschlechtsumwandlung von Frauen.........""""""

Markus Sebastian Rabanus @Brigitte, sonst verhaut mich meine Frau ;-) <3

Brigitte Henning Immer druff!

Markus Sebastian Rabanus Genau, erst dann fühle ich mich ernst genommen ;-)
Wir dürfen in der Öffentlichkeit nicht scherzen. Wahrheit ist: Meine Frau erzieht mich nicht ganz antiautoritär, aber gewaltfrei.

+++++++++++

@Elke Messer-Schillinger, zur Frage, wie ich es mit Berufsbezeichnungen halte:
a) Mir sind geschlechtliche Berufsbezeichnungen antiquiert und deshalb falsch, wenn sie Zeiten mit geschlechtlicher Rollenteilung entstammen und sprachlich vererben.
Heute ist nahezu jede Berufsausbildung zumindest in Deutschland geschlechtsunabhängig, so dass berufliche Qualifikation und Tätigkeit keiner geschlechtlichen Attitüde bedürfen, denn auch Männer können "Hebamme", Frauen allerdings noch immer nicht "Kardinälin".

b) Zugleich kann Rücksicht auf die Sprachtradition sein, allerdings aus Angesprochenen-Perspektive: Wer sich in geschlechtlichen Berufsbezeichnungen gefällt, sei es die eigen- oder gegengeschlechtliche Variante, soll Rücksichtnahme zwar nicht voraussetzen, aber durchsetzen können, also Meister oder Meisterin - nach Belieben.

c) Überdies wäre folgerichtig, wenn sich solche zunehmend erkannte Geschlechtsunabhängigkeit dann auch sprachlich durch gemeinsame Endung abbildet.
Nebenbei: Ich spreche lieber von "gemeinsamer" als von "neutraler" Endung, um den ohnehin gepeinigten Männeken wie Bernd Höcke keine Kastrationsängste zu steigern.

Es würde nicht wundern, dass je mehr ein Problem allgemeiner bewusst wird, sich dann auch Begriffslösungen ergeben. Ansonsten sei es Sache für die Sprachwissenschaft, die nicht bloß rückwärts, sondern auch vorwärts denken kann,
aber "unter Lieferdruck" der hiesigen Debatte dachte ich mir aus, es könne ein gemeinsames "a" sein, also wie bereits gesagt: Neben Meister und Meisterin dann noch stellvertretend gemeinsam "Meista", "Jurista", "Linguista", ...

Klingt vorerst doof, aber vielleicht, weil ungewohnt.

Es gibt reichlich neue Begriffe und Redewendungen, die ich mir weniger hätte ausdenken mögen: "Geld in die Hand nehmen" statt "Geld ausgeben", "bin da ganz bei Ihnen" statt "übereinstimmen", "barrierefrei" statt "behindertengerecht", zumal wahre "Barrierefreiheit" auch Nichtgeladene freut. Andererseits will jeder flexibel sein.

Markus S. Rabanus  201803018

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