Mission im Wandel ?

@Stephan, mit solchen Geschichten von Christenverfolgung war ich viel konfrontiert, vor allem in Kirchen, ehe sich dort Selbstverständnisse wandelten und gesehen wurde, dass die Verbreitung des Christentums wie des Islams auf weltweiten und historischen Strecken nicht nur in Nächstenliebe vollzog, sondern mit dem Schwert und der Flinte.
Und oft auch im Goldrausch. Mit dem Kreuz in der Hand ums Goldene Kalb.

Das Märtyrertum - bis in den Tod - gilt in allen Religionen und sonstigen Weltanschauungen deren Anhängern als ultimativer Beweis der eigenen Richtigkeit.
Aber auch der "Blutzeuge" kann irren, einander kollektiv verführen.

Und weil sich mir die Menschen in Güte und Wahn nicht weltregional unterscheiden, interpretiere ich die Verbreitung von Christentum und Islam als weniger religiös und mehr als politisch.

Das schließt nicht aus, dass die weltweite Verbreitung beider Religionen auch mit deren netten Inhalten hätte glücken können, aber erheblich schwerer, denn alle anderen mir insoweit bekannten Religionen waren und sind aus unparteiischer Perspektive nicht schlechter.

Da brauchen wir nicht übereinzustimmen, aber so ist meine Sichtweise.

Die theologische Kraft bestreite ich also nicht, zumal es nach dem Paulus und Konstantin dann z.B. auch einen Rabanus Maurus gab (um 780 in Mainz; † 4. Februar 856 in Winkel im Rheingau),
viele Prediger unter meinen Vorfahren und heute lebenden Verwandten, sogar einen Hochgeistlichen & Theologieprofessor in Polen, auf den ich sehr stolz bin, weil er viel für dt-poln. Versöhnung tat.

Mein Vater war Christ, Gebet und Befassung mit Theologie Selbstverständlichkeit, aber ich erlebte ihn nie explizit Christliches missionieren, sondern immer nur Humanismus - allenfalls mit dem Spruch, Gott möge segnen, aber das tat nie Andersgläubigen weh, die ihn mit ihren Göttern und Geistern segneten, wie es unter guten Menschen Selbstverständlichkeit ist - in aller Welt, von der ich genug sehen durfte - und deshalb auch ideologisch toleranter wurde.

Meines Vaters Hochachtung vor Andersgläubigen war zu sehr menschlich und auch prinzipiell, dass sich ihm verbot, Menschen anderer Religionen ins Sündenbild zu rücken, wie es dem Christentum und Islam eines der zentralen Anliegen ist, um mit Sündenvergebung zu punkten.

Wenn in den damaligen Urwäldern Indonesiens gesündigt wurde, denn viele Stämme lebten noch immer im Wahn von Ehren-Rache und Sippenhaftung, dann sprach es mein Vater sehr mutig kritisch direkt an, denn er konnte es sich als guter Arzt leisten, sogar auch hohen Stammesführern offen zu reden.

Aber ohne es religiös zu kleiden, denn er kannte seine eigene Bibel, die Sippenhaft aus den Zehn Geboten und die Geschichten von Sodom und Gomorra, in denen sich keine Sündlosen fanden, obgleich es kaum Städte gewesen sein dürften ohne Kinder. Und als wenn die aus der Stadt ausziehenden Gläubigen so gänzlich "ohne Sünde" wären - aller "Erbsünde" zum Trotze.

Was uns die Bibel mit solchen Texten erzählt, ist mir keine stimmige und auch keine gute Moral, sondern Metapher auf bittere Wahrheit politischer Realität, dass "die Guten" mithaften, wenn es "den Bösen" an den Kragen geht.

Markus S. Rabanus  2020-04-24

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