Rechtsextremistische Argumentationsmuster

rechtsextremistische Argumentationslinien [ Forum ]
 
von Sven Redaktion am 29.Sept.2003 14:04

Hallo Austrianer,

unter
www.inidia.de/jammerhetze.htm  beschrieb ich eine Art rechtsextremistischer Argumentationsweisen, der Du nun mit Deinem Posting eine weitere hinzu fügtest: 
"also, ich weiß net, langsam aber sicher kommen mir zweifel auf bezügl. jüdische unschuld vor, im und nach dem 2. weltkrieg..."

Mit diesem Spruch redest Du anderes als Du denkst, denn 

a) wissen wir aus Deinen vorherigen Postings, dass Du keinesfalls erst nach der gestrigen ZDF-Dokumentation "langsam aber sicher die jüdische Unschuld bezweifelst", 

b) behauptet niemand eine "jüdischer Unschuld" außer solchen, die damit das Gegenteil propagieren wollen.

Also: Du "Austrianer" berichtest uns hier von einem bei Dir einsetzenden Bewusstseinswandel, der in keiner Weise stattfindet. Wie nennt man das, wenn jemand das Gegenteil von dem sagt, was er beabsichtigt?

Egal, denn anderes sind wir von Rechtsextremisten nicht gewohnt.

Nun mal zu der ZDF-Dokumentation, die ich leider nicht sah: jüdische KZ-Wachmänner habe es gegeben? Ja, das wird so gewesen sein, denn die Nazis machten es so wie andere gewöhnliche Verbrecher auch: sie spannten ihre Opfer in das Verbrechenssystem ein, wo es nur ging. Die Opfer hoben zuweilen ihre eigenen Gräber aus. Und die "Herrenrasse" stand nur daneben. Allerdings mit Maschinenpistole.

In anderem Kontext berichtete ich mal von jenem Veteranen, der von den Sowjets nach dem Krieg mit Verwaltungsaufgaben in Charlottenburg beauftragt war und während des Faschismus von einem Genossen verraten und von der Gestapo verhaftet wurde.

Ich fragte ihn, ob er diesem Genossen wegen des Verrats böse gewesen sei. "Ja", antwortete er, aber er sagte auch, dass es falsch sei, Menschen böse zu sein, wenn sie unter Folter Verrat begehen - und so war es in seinem Fall wie in vielen anderen.

Wer im Nazi-Deutschland als Jude galt, der durfte nicht auffallen, musste sich verstecken vor diesen politischen Schwerstverbrechern. Dieses Verstecken konnte auch damit einher gehen, dass man sich in die Wehrmachtsuniform stecken ließ, denn die Chance, den Krieg als Soldat zu überleben war größer als die Überlebenschance eines Juden unter den Bedingungen der NS-Diktatur,

jawohl, auch solcher Leute wie Dir, denn daraus war der tödliche Antisemitismus, aus dieser Schmutzideologie, aus diesem Schmutzcharakter von Leuten, denen jedes Mittel recht ist, Juden auch noch für ihr Leid verantwortlich zu machen.

Wohlgemerkt: Es ist exakt der äußerste Grad der Perfidi, die Opfer in das Tätersystem einzubeziehen, wie das in KZ mit Juden, Kommunisten, Christen und Sozialdemokraten in jeder Baracke, in jedem möglichen Bereich praktiziert wurde.

Es war Ausdruck der Perversion dieses Systems, dass Opfergruppen in den KZ gegeneinander ausgespielt wurden, aber dieses Prinzip ist weder neu noch einmalig, was allerdings zur Rechtfertigung oder Schuldminderung nicht taugt.

Dieses Prinzip fand in den Gladiatorenkämpfen Roms Anwendung und vielerorts. Es ist eben zugleich auf das noch grundlegendere Prinzip gegründet, wonach jeder sich selbst der Nächste ist und den anderen zur Rettung des eigenen Lebens zu töten bereit ist. - Darauf beruhen sodann auch all die Kriege und das vermeintliche Heldentum, in denen sich Menschen gegenseitig niedermetzeln. Diesem Prinzip zu entkommen, versuchen die Kriegführenden zwar dadurch, dass sie Waffen über Waffen entwickeln, horten, anwenden, mit denen das soldatische Töten "sicherer" wird, aber solche Absichten sind selten einseitig - und am Ende liegt wieder der Mensch massenhaft im Dreck und im Blut seinerselbst. - So ist der Zusammenhang. Ist Dir der hinreichend bewusst, dass Du bereit wirst, ihm "radikal" entgegenzuwirken?

Austrianer, was willst Du? Deine lächerlichen Nationalkomplexe abbauen? Dann kannst Du das am ehesten erreichen, indem Du diesen Komplex als Denkfalle für Dich und andere verstehst. Und darüber aufklärst, anstatt uns "Zweifel" vorzutäuschen.

Was willst Du? Dass "die Juden" nochmals an den Pranger gestellt werden? Oder das Du nicht da stehst? Dann solltest Du nicht "die Juden" und auch sonst niemanden aus Gründen seiner Herkunft an den Pranger stellen wollen, denn deshalb würdest Du dorthin gehören. - So ist der Zusammenhang. Verstanden?

Der "jüdische KZ-Wachmann" war dort im Gegensatz zu seinen nichtjüdischen Wachmännern in ihren Totenkopf-Uniformen nicht freiwillig. Auch solche Juden werden versagt haben, aber auf dem menschlichen Versagen beruhte das gesamte politische System des NS.

Grüße von Sven
Redaktion

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