Terrorismus und Hysterie

Es gehört zur "Banalität des Bösen", dass die großen Feindbilder den Kleingeistern Trittbrett für den eigenen Wunsch nach Größe sind. Und es gelingt ihnen, wenn wir solchen Kleingeistern nicht hinter die Groß-Etiketten schauen. 
Klaus hat recht, dass hinter der attentäterischen Prophetenverteidigung Antisemitismus steckt, aber auch Peter hat recht, denn der Antisemitismus ist erst die zwar schmuddlige Unterwäsche, aber längst nicht der Mensch und Vollidiot, den es zu erklären gilt.

Ein wichtiger Aspekt des Antisemitismus ist die Entpersonalisierung von Vorurteilen. Es ist nicht weniger falsch, den Antisemitismus ebenfalls zu entpersonalisieren.

Am Beispiel eines Antiislamisten: 
Breivik hatte vor nichts mehr Angst als davor, dass er zum Idioten erklärt wird, der sein durch Papa-Verlust usw. zurück gebliebenes Ego politisch aufpeppen wollte. 
Diesem Zweck opferte er seine Freizeit, sein Vermögen und seine Zukunft, indem er über 1000 Seiten ideologischen Unfug verzapfte, das Attentat akribisch vorbereitete und massenweise Kinder mit dem Tod bestrafte, die es ihm unmöglich "verdient" haben können.

Und dann der gesellschaftliche Fehler, wenn die Gesellschaft vor nichts mehr Angst hat als davor, dass solche Großverbrechen auch noch "verniedlicht" werden könnten, indem man Tätern die Irrationalität ihres Verbrechens ergründet, als werde dadurch das Unrecht geschmälert.
Die Gesellschaft gefällt sich zu sehr in Reaktionen, wenn ihnen populistische Politiker bescheinigen, a) alles richtig zu machen, b) jetzt die angegriffene Freiheit verteidigen zu müssen. 
Obgleich jeder weiß, dass sie mit solchen Reaktionen exakt den Hoffnungen von Attentätern entsprechen >> Das ganz große Fass haben sie aufgemacht - mit einer winzig kleinen Bewegung ihres Zeigefingers.

Es ist die "Banalität des Bösen", der wir uns zu stellen haben. Wie traurig, dass Hannah Arendt von vielen so missverstanden wurde, aber bei den Gescheiteren war es kein Missverständnis, sondern eine unheilige Art des Pragmatismus, mit weniger Rationalität auskommen zu können, auskommen zu dürfen.

Markus S. Rabanus  20150216

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