Friedensforschnung, Konfliktforschung und Sicherheitspolitik

Paul O.: "Forschung? Muss man noch erforschen, dass Frieden sinnvoll ist?"

MSR: "jenau, denn wenn Frieden sinnlos wäre, bräuchte es keine Friedensforschung ;-)"  

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Paul O.: "Eigentlich müsste man Kriegsforschung machen, nämlich die Ursachen für gewalttätige Auseinandersetzungen aufdecken, damit sie verhindert werden können."

MSR ausführlich: 

@Paul O., solche "Kriegsforschung" gibt es, nennt sich "Konfliktforschung" und ist oft - jedenfalls mir - ein Teilgebiet von Friedensforschung.

Die Friedensforschung hat zum Hauptgegenstand (jedenfalls mir) das Völkerrecht,  

>> Völkerrechtsbasierte Friedensforschung <<

a) wie es über den eigentlich seit Inkrafttreten der UNO-Charta (24.10.1945) schon die wichtigsten Prinzipien enthält - und

b) welcher organisatorischen Konsequenzen es bedarf, um das Völkerrecht durchzusetzen.

Dazu gibt es meinerseits mit dem Weltfriedensplan (.de) einen Vorschlag der schrittweisen Realisierung, denn "Revolutionäres" wäre Völkerschlacht - entweder das Ende der Menschheitsgeschichte oder leeres Versprechen mit vielen Opfern.

Wahrgenommen wird die Friedensforschung oft auf Konfliktforschung reduziert, die ja tatsächlich kurz- und mittelfristig schon wegen hoher Opferzahlen bedeutsam ist.

Dann stehen sich Konfliktforschung aus Häusern der Friedensforschung im Wettbewerb mit Konfliktforschung aus Häusern gegenüber, die sich vorzugsweise mit "Sicherheitspolitik" labeln.

Die friedensforscherische "Konfliktforschung" setzt dann schwerpunktmäßig auf zivile Konfliktlösungen, während die sicherheitspolitische Konfliktforschung auf die Geltendmachung militärischer Überlegenheit setzt.

Insoweit mal beschrieben, was die Fächer anbelangt.

Von mir gibt es auch eine Kriegserklärung - ganz einfacher Art, dass sich die meisten Kriege daraus "erklären", dass sich mit Krieg etwas gewinnen lässt, was sich mit zivilen Mitteln = diplomatisch, demokratisch oder vor Gerichten nicht erzielen ließe.

Aus solcher "Kriegserklärung" folgt, dass sich viele Kriege verhindern ließen, je mehr mit der Entziehung und Bestrafung des mittels Kriegen erzielten Gewinns zu rechnen wäre.

Solches Ansinnen gibt zwar unser Völkerrecht her, aber unsere tatsächliche Weltordnung verharrt in Prinzipien der Selbstjustiz auf Basis rivalisierender Militärkraft anstelle übergeordnet realisiert globalem Gewaltmonopols.

Das Problem der Selbstjustiz ist Ausgangspunkt vom #Weltfriedensplan.

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Paul O.: "Das Problem ist auch, wer die Kriegsgurgeln zur Rechenschaft ziehen soll."

MSR ausführlich: 

@Paul O., 

das UNO-Gewaltmonopol hätte stärker zu sein als jede Großmacht, wie auch unser staatliches Gewaltmonopol durchsetzungsfähiger sein muss als jeder bewaffnete Haufen.

Ein wichtiger Erst-Schritt, wäre es, dass der UNO-Generalstabsausschuss seine Arbeit endlich aufnähme.

Den kennt bloß keena - und auch unsere Außenminister nicht >> die Art. 26, 45 ff. UNO-Charta.

Und es sind nicht nur die Großen böse, sondern auch viele Kleine, denen sich aus den Rivalitäten der Großen viele Freiräume für Bruch mit Völkerrecht und Menschenrecht ergeben.

Friedensforschung (zumindest meine) verheißt kein Paradies, wie auch bestes Recht in besten Staaten nicht jedes Unrecht vermeiden kann,
aber es macht den Unterschied von #Rechtsordnung und #Unrechtsordnung, ob das Recht auf Gewalt beruht oder Gewalt dem Recht untergeordnet ist.

Die realisierte Dominanz des Völkerrechts ist zugleich Anliegen des wahren Pazifismus.

Pazifismus ist also nicht die bloße Friedlichkeit, nicht die Duldsamkeit, nicht das Martyrium eines Jesus, nicht die Flowerpower, wie der Pazifismus uns in den Schulbüchern und Lexika steht.

Und daraus viel Irrtum, wie sich dann auch viele Friedensbewegte als "Pazifisten" identifizieren. Auch das ist zwar lieb & nett, aber kein Pazifismus.

Und als "Große Pazifisten" stehen uns Politiker wie Gandhi in den Schulbüchern, obgleich es nicht dem Selbstverständnis seiner Appelle zur Gewaltlosigkeit entsprach, für die es neben humanitären Motiven vor allem pragmatische Gründe gab, die Kolonialmacht von militärischem Agieren abhalten zu können, wenn auf eigene Gewalt verzichtend.

Die Welt ist kompliziert. So wird es immer passieren, dass im Beschauen die Koordinaten des Logischen verschwimmen.

Ich überlegte viele Jahre, ob es überhaupt sinnvoll ist, mich zum Pazifismus zu bekennen, wenn er falsch beschrieben derart massenhaft geglaubt wird
- in netteren Staaten als "gutgemeinte, aber naive Sache",
- in fieseren Staaten als "Wehrkraftzersetzung".

Letztlich dachte ich mir, dass sich meine Überlegungen so oder so schwer tun, wenn sogar engste Freunde von Unerreichbarkeit ausgehen.

Aber entscheidend ist es mir, das Richtige wenigstens aufzuzeigen. Das ist etwas Luxus, zumal auch mir die Bewahrheitung fraglicher scheint als das Scheitern der Menschheit auf Wegen des Wettrüstens, aber den Luxus gönne ich mir.

Albert Einstein sagte: "Das Ziel des Pazifismus ist nur durch eine übernationale Organisation erreichbar. Die bedingungslose Befürwortung dieses Zieles ist das Kriterium des wahren Pazifismus." Brief an A. Morrisett, 21. März 1952, Einstein-Archiv 60-595

Das mag ich dem Einstein nicht schuldig bleiben.

Markus S. Rabanus  2021-09-29

Weltfriedensplan

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